Ein armer Vagabund findet ein ausgesetztes Kind und nimmt es bei sich auf. Gemeinsam meistern sie das harte Leben in der Großstadt. Chaplins erster großer Spielfilm besitzt schon seinen einzigartigen Stil; er ist sein vielleicht persönlichstes Werk. Am Übergang von reiner Slapstick-Komik zu humanistischer Gesellschaftskritik vereint es auf unvergleichliche Weise Komik und Tragik, Komödie und soziales Drama. Dabei zeigt es soziale Missstände auf und zeugt von tiefster Menschlichkeit. So ist THE KID, ein unbestrittenes Meisterwerk und ein Meilenstein der Filmgeschichte, heute relevanter denn je.
Der Welterfolg von THE KID ist entstanden, weil dieser Chaplinfilm vollendet amerikanisch ist. […] THE KID zeigt hinreißender als irgendeiner der bisher in Deutschland vorgeführten amerikanischen Filme die Naivität und Romantik, die trotz der technischen und mechanischen Überbetonung des Lebens im Amerikaner frei werden kann. Oder vielmehr: er zeigt die Naivität der technischen, die Romantik der mechanischen Phantasie. Dieser Film ist musisch eben da, wo er sich an technischen Einfällen entzündet. […]
THE KID wirkt auch deshalb gelöst, weil er mit äußerster Genauigkeit gearbeitet ist. Die handwerkliche Sauberkeit bleibt fabelhaft. Mit welcher Akkuratesse ist die Boxszene ausprobiert. Mit welcher musikalischen Präzision ist das Zusammenspiel von Chaplin und Jackie Coogan aufeinander abgestimmt. Nichts spricht mehr für das Künstlertum Chaplins als die freie Sicherheit, mit der er den kleinen Jackie Coogan geleitet hat. Wie er seine Art nicht kopieren, sondern fortsetzen läßt, wie er immer auf die Möglichkeiten des kindlichen Körpers, der kindlichen Phantasie bedacht bleibt. Wenn Jackie Coogan für seinen Pflegevater Chaplin, der als beschäftigungsloser Glasermeister durch die Straßen streicht, Fensterscheiben einwirft, damit dieser Arbeit findet, wenn er wegläuft, von neuem Steine wirft, plötzlich den Schutzmann erblickt und den schon zum Wurf ausholenden Arm wie im harmlosen Ballspiel schwingen läßt, so ist das eine entzückende Chaplinade, und doch selbständig, doch produktiv vom Kind aus gespielt.
Herbert Ihering, Berliner Börsen-Courier, 18.11.1923
THE KID has a plot, and some of its incidents are so serious that Chaplin himself was a little doubtful about the success of the picture. In fact, he showed it before an audience of women in Salt Lake City just to try it out, and the women cried harder than they laughed – which was puzzling to a comedian.
The plot concerns a little boy who is one of the world's unfortunates – born in a charity hospital and a social outcast from his birth. […] The delicious humor and whimsical pathos of the scenes between Chaplin and Jack Coogan, who plays the boy, would do credit to Barrie. The fun is knock-about enough to catch the loud ha-ha of the vacant mind, but it is also fantastic, imaginative, and unreal. And in such a blending of qualities lies the artistic future of Chaplin. His comedy is simple enough to tickle the five-year-old Jackies in the audience, but it is also subtle enough to make the intellectual pause and connect it with the classic humor of the English stage and English literature.
Even in his early days, Chaplin surpassed his rivals in technique. In THE KID he proves that he is a humanitarian; that is, a man of deep sympathies and definite social purpose.
Agnes Smith, Picture-Play Magazine, No. 2, April 1921
THE KID Copyright © Roy Export S.A.S.
Music for THE KID Copyright © Roy Export Company Ltd. and Bourne Co.
Composed by Charles Chaplin. Arrangement Maud Nelissen.
Charlie Chaplin™ © Bubbles Incorporated S.A.