Um 1900 nahm die Mutoscope and Biograph Company mit einer 68mm-Kamera unglaublich hochauflösende Filme auf. Diese Kompilation zeigt Bilder mit außergewöhnlichem Detailreichtum, die vor 120 Jahren in Amsterdam, Paris, London, Berlin und Venedig entstanden. Die Filme spiegeln das Wesen des frühen Kinos wider: Sie fangen die ersten bewegten Bilder wichtiger Ereignisse, berühmter Orte und Persönlichkeiten sowie spektakuläre Momente wie Tanz- und Sportvorführungen oder Naturphänomene ein, die nur in der Bewegung wirken. 2025 wurden die 68mm-Filme in das Weltdokumentenerbe-Register der UNESCO aufgenommen.
Die Sammlung Mutoscope and Biograph beinhaltet die ältesten im Eye Filmmuseum aufbewahrten Kinofilme und umfasst über 200 einminütige Filme, die zwischen 1897 und 1902 in Europa entstanden. Sie wurden mit einer damals innovativen und bahnbrechenden, allerdings nur kurzlebigen Technologie auf Nitratfilm gedreht. Das erste Breitbildformat (ca. 68 mm, ohne Perforation) hatte eine extrem hohe Auflösung, die einen enormen Detailreichtum ermöglichte. Die über ein Jahrhundert alten Zeitkapseln sind die ersten bewegten Bilder von wichtigen Ereignissen, Schauplätzen, Persönlichkeiten und Naturphänomenen. Aufgrund der nicht standardisierten Größe wurden die Filme selten vorgeführt. Das obsolete Format erforderte auch eine Anpassung des Equipments bei der Restaurierung. Um die Bildqualität angemessen wiederzugeben, wurden die Kopien in 8K gescannt. Die anschließende Bildrestaurierung hatte zum Ziel, die ursprüngliche Erscheinungsweise der Filme zu reproduzieren.
Programmheft, 5. Film Restored. Das Filmerbe-Festival. Berlin 2020
Mutoscope- und Biograph-Filme im 68mm-Format aus den Sammlungen des Eye Filmmuseums (Amsterdam), des British Film Institute (BFI, London), des Museum of Modern Art (MoMA, New York) und des Centre national du cinéma et de l’image animée (CNC, Paris) wurden im April 2025 in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen. Die Aufnahme der über 300 Filme wurde während der 221. Sitzung des UNESCO-Exekutivrats in Paris beschlossen.
Eye Filmmuseum, Pressemitteilung, April 2025
In the earliest days of cinema, there were several successful competitors to the 35mm format. Founded in 1895 by William Kennedy-Laurie Dickson, who had worked for Thomas Edison, inventing both 35mm film and the Kinetoscope, the American Mutoscope and Biograph Company patented a new 68mm format. […] Requiring significantly larger Biograph projectors, which were in competition with Thomas Edison’s Vitascope and the Lumière Brother’s Cinematograph, 68mm films were produced for both big screen projection and viewing in Mutoscopes. The 68mm format was four times larger than 35mm, with an image area of 2 by 2+1⁄2 inches (51 mm × 64 mm), projected at 32 fps, resulting in an extraordinarily sharp image, without the flicker and jumpiness of its competitors, and is comparable to today’s IMAX format. […]
The primary attraction of moving images in the days before even stationary cinemas had been founded was the visual pleasure of seeing the world move, seeing everyday life in faraway places, so Biograph’s cameramen travelled the world. Among the most popular films were images filmed from moving trains, with exotic landscapes rushing by, or, as in Irish Mail (1898), a steam locomotive’s speed captured by a cameraman riding on a parallel track, rushing through train stations, until the faster train passes out of frame.
Jan-Christopher Horak, archivalspaces.com, 16 May 2025