Im Stream verfügbar vom 11. bis 13.08.2024 auf https://stummfilmtage.culturebase.org
Im Rotlichtviertel der japanischen Hauptstadt verliert ein junger Mann, der sich in eine Kurtisane verliebt hat, im Kampf mit einem Rivalen das Augenlicht. Um die teure Behandlung bezahlen zu können, wird seine hingebungsvolle Schwester in die Prostitution gezwungen. Das künstlerisch anspruchsvolle Melodrama IM SCHATTEN VON YOSHIWARA gilt als erster japanischer Stummfilm, der seinerzeit in Europa gezeigt wurde. Wie auch in Teinosuke Kinugasas vorherigem Meisterwerk EINE SEITE DES WAHNSINNS (1926) ist der Einfluss des deutschen expressionistischen Films in der raffinierten visuellen Gestaltung erkennbar.
In the red-light district of the Japanese capital, a young man who has fallen in love with a courtesan loses his sight in a fight with a rival. To be able to pay for the expensive medical treatment, his devoted sister is forced into prostitution. The sophisticated melodrama CROSSWAYS is considered the first Japanese silent film to be shown in Europe during this period. As was already the case in Teinosuke Kinugasa’s previous masterpiece, A PAGE OF MADNESS (1926), the influence of German expressionist cinema is evident in the elaborate visual design.
Ein moderner Film aus Japan ist zu sehen. Er heißt: IM SCHATTEN DES YOSHIWARA und stellt mit den fortgeschrittensten technischen Mitteln ein Geschehen dar, das im Jahr 1850 spielen soll, in Wirklichkeit aber wie eine zeitlose Legende anmutet. Ein armer junger Mann ist in Liebe zu einem Freudenmädchen entbrannt, das seiner spottet. Die Schwester des Jünglings sucht ihn zu retten, erliegt indessen ebenfalls dem Verderben. Wie Reinheit und Armut sich verbünden, um beide Geschwister den Dämonen auszuliefern, wird mit einer Naivität faßlich gemacht, die dem Sinn der virtuosen Montage widerstrebt. Auch sonst schlägt durch die uns vertraute Filmmache die fremde Erscheinungsform durch. Gestalten gehen um, die kaum zu enträtseln sind. Sie haben Gesichter wie auf den japanischen Aquarellen, ihr Ausdruck ist eine unergründliche Hieroglyphe. Der Kontrast zwischen der Maskenhülle und dem allgemein menschlichen Inhalt bildet den besonderen Reiz dieses Films, der durch seinen Vorwurf ergreift, ohne daß seiner Echtheit unbedingt zu trauen wäre.
Siegfried Kracauer, in: Frankfurter Zeitung, 28.5.1929
Just as Kinugasa finds a metaphor for thecinematic apparatus in the woman dancing behind bars in the asylum, he discovers an apt historical parallel for modem consumer society and its cinematic “dream factory” in the “floating world” (ukiyo) of courtesans and their patrons in Edo Japan. In the Yoshiwara quarter and its contiguous cultural territory, Kinugasa glimpsed an “entertainment” world made possible by an advanced money economy, driven by the purchasing power of the ascendant merchant class, and promoted by a minor industry of popular art (ukiyo-e), literature (gesaku), and theater (kabuki).
The critical dimension of Kinugasa’s film lies in the gap between the desire stimulated by the illusions of the floating world and the bitter economic situation of the film’s protagonists. This theme links CROSSWAYS with contemporary works of so-called proletarian literature, left-leaning modernist literature, and “tendency” films, which frequently thematize the gap between the fashionable “modern” consumption that prevailed in the rapidly expanding mass media of the 1920s and the realities of everyday life for the majority of Japanese subjects during the stagnant economic conditions of that decade.
William O. Gardner: New Perceptions: Kinugasa Teinosuke’s Films And Japanese Modernism, in: Cinema Journal, Vol. 43, No. 3, 2004