Die zwölf Kurzfilmkomödien, die Charlie Chaplin 1916 und 1917 für die Mutual Film Corporation produzierte, zählen zu seinen allerbesten Werken. Für THE CURE griff Chaplin auf seine frühere Erfahrung im britischen Varietétheater zurück und tritt in einem Rollentyp auf, der einst als sein Spezialgebiet galt: ein Besoffener. Chaplin, in seiner üblichen Maske aber nicht als Landstreicher zu sehen, besucht einen luxuriösen Kurort, um einen halbherzigen Entzugsversuch zu unternehmen. Dabei stiftet er, wie üblich, Chaos. Nach THE RINK war THE CURE der zweite Film von Chaplin überhaupt, der 1921 zur Aufführung nach Deutschland gelangte. Wie in der Stummfilmzeit üblich, montierte Chaplin für den internationalen Vertrieb mehrere Negative aus unterschiedlichen Takes oder Kameraaufnahmen zusammen. Das sogenannte „A“-Negativ war für den heimischen Markt vorbehalten. Im Zuge der Restaurierung aller Mutual-Produktionen Chaplins 2013 und 2014 durch Lobster Films und die Cineteca di Bologna wurde erstmals auf das Material des „A“-Negativs zurückgegriffen.
Es ist über diesen Charlie Chaplin soviel Geschrei gemacht in der ganzen Welt, daß man mißtrauisch wurde; und ich hatte den Willen, mit schärfster, unbarmherzigster kritischer Brille dazusitzen. Aber ich habe in den zwanzig Minuten, in denen dieser Film vorüberhopst, vorbeirast, so gelacht, daß bald meine Brille vom Hauch des Gelächters und der Tränen so beschlagen war, daß ich sie abnehmen und mit der Brille der Liebe vertauschen mußte. Hier ist nicht Humor in unserem Sinne, sondern Komik, vielleicht die reinste und edelste Komik, die denkbar ist, eine Komik, von einer Größe und Wirkungskraft, wie sie sicherlich nur im Film möglich ist.
Kurt Pinthus, Das Tage-Buch, Nr. 42, 22.10.1921
Chaplin appears in THE CURE as one who has loved conviviality “not wisely, but too well”, and when the genius of the screen makes his appearance wearing that preternaturally grave expression which contrasts so vividly with the pervasive Chaplin grin, there is irresistible comicality in the introduction.
“The Cure” is a hospital resort, dedicated to the elimination of human ills and perversities, populated, as such resorts usually are, by human freaks bent on physical regeneration and mental relaxation. This crowd furnishes a comedy caste never before equaled even in the vivid imaginings of the screen comedy king.
It would have been easy enough, with clumsy handling, to have overplayed a story which calls for Chaplin’s appearance at “The Cure” with a trunkful of plain and fancy drinks in assorted bottles, plus one extra collar, a shirt and a stubby toothbrush, but it is a tribute to the genius of the world famous actor that he has succeeded in making the action of the play excruciatingly comic without permitting a trace of vulgarity to appear in it anyway. […]
Altogether THE CURE is certain to enhance Chaplin’s popularity for he has never produced anything funnier.
Real Life. The Mutual Film Magazine, March 24, 1917
Im Anschluss an diese Film präsentieren wir LASTER DER MENSCHHEIT