Der große Filmkomiker Buster Keaton ist hier in einem seiner besten Kurzfilme zu bewundern. Auch er selbst zählte THE BOAT später zu seinen Lieblingsfilmen. Wie bei Keaton üblich, dient die relativ simple Handlung – ein Mann baut in seinem Keller ein Boot und fährt damit buchstäblich „mit Kind und Kegel“ aufs Meer – lediglich als bloße Kulisse, vor der sich eine ganze Reihe von hoch originellen und visuell kreativen Gags entfaltet. In seiner Vollkommenheit kann man in THE BOAT gewissermaßen die Blaupause für Keatons spätere Meisterwerke erkennen. Allen voran ist hier THE NAVIGATOR zu nennen, der 1924 entstand – genau in dem Jahr, in dem THE BOAT in Deutschland in die Kinos kam. Gezeigt wird die 2020 entstandene digitale Restaurierung von THE BOAT, welche die Cineteca di Bologna in Zusammenarbeit mit der Cohen Film Collection ausführte.
Nur noch in (Keatons) ONE WEEK muß der „Held“ eine so unaufhörliche Folge von Nacken- und Schicksalsschlägen ertragen wie in THE BOAT. Vom ersten bis zum letzten Meter des Films folgt eine Katastrophe der anderen. (…) Auf THE BOAT geht der Ruf Keatons zurück, er sei ein Fatalist, weil hier die Aussichtslosigkeit des Kampfes gegen ein zwanghaftes Schicksal sein Thema sei. Dagegen spricht aber der ungeheure Optimismus, mit dem Buster zu Werke geht und sich behauptet. Er läßt sich nicht unterkriegen. Wenn ihm alles mißglückt, dann hat nicht ein blindes Fatum die Schuld, sondern seine eigene Ungeschicklichkeit und Kurzsichtigkeit – man darf eben ein Boot nicht „Damfino“ nennen, sonst versteht die Küstenwache den Notruf immer nur als „Damned, if I know“. Bei besserer Überlegung und mehr Anstrengung des Geistes und des Körpers nähme Busters Ausfahrt in die Welt ein anderes, glücklicheres Ende. „Er findet die Welt nicht schlecht, man könnte sie nur an einigen Punkten besser organisieren … Er ist der praktische Utopist.“ (Frieda Grafe, 1964)
Walter Schobert, in: Buster Keaton. München, Wien 1980
It is not possible to present a coherent resume of the myriad inspired touches that make THE BOAT a classic of its kind. Buster Keaton who is credited with authorship of the story, must have consulted the Navy Department and made note of every possible befall a vessel plying the high seas. He then incorporated the entire list into his scenario. All of the laughmakers are there – the life preserver that sinks like a rock, the anchor that floats away on the crest of the waves, the lifeboat made from an abandoned bath tub, and a wireless apparatus that seems to be principally useful to attract stray flashes of lightning! There has never been a funnier one.
The Washington Post, November 28, 1921
Im Anschluss an diese Film präsentieren wir ATLANTIS