In Cecil B. DeMilles Verfilmung des 1902 uraufgeführten Bühnenstücks „The Admirable Crichton“ von „Peter Pan“-Autor James M. Barrie geht es um (Liebes-)Beziehungen zwischen Frauen und Männern und Geschlechterrollen, aber auch um Klassenfragen. Der Abenteuerfilm, in dem eine Gruppe Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel strandet und sich die Rollen völlig umdrehen, mischt dramatische und lustige Elemente und war ein großer Erfolg in seiner Zeit. Hauptdarstellerin Gloria Swanson brilliert in der Rolle als britische Aristokratin und Inselbewohnerin und avancierte zu einem der größten Stars der Stummfilmzeit. Der Film ist in einer für DeMille typischen epischen Form angelegt und bietet ein ganz besonderes Seherlebnis. Der digitalen Kopie des George Eastman Museums liegt eine Kopie aus Cecil B. DeMilles persönlichem Nachlass zugrunde.
Einführung: Peter Bagrov, George Eastman Museum
Eine moderne Robinsonade – mit einer babylonischen Einlage, das ist dieser unterhaltsame Paramount-Film; Cecil de Mille hat wieder die Regie geführt.
Erfreulich ist, wie bei den Amerikanern immer, die Wahl der Männertypen (für die Frauen hat man ja drüben weniger Unterscheidungsvermögen als bei uns); diese Männer sind nicht schlechthin Schauspieler, sondern Physiognomien, bei denen man sich tatsächlich etwas denken kann. Der Darsteller eines jungen Episoden-Lords, des standesgemäßen Bräutigams der Lady Mary ist leider im Programm nicht genannt: bitte, man betrachte ihn dennoch genauer mit besonderer Aufmerksamkeit und erkenne dann de Milles Arbeit im Kleinen an. Auch der joviale Lord Loam, wie ihn Theodore Roberts hinstellt, ist ganz als Type gesehen; ob echt oder unecht – sei unerörtert, aber maßgebend ist ja auch nur, daß sich Roberts’ Form und Gehaben mit den Vorstellungen der Zuschauer deckt. Denn nur dann spricht er in seiner Stummheit ganz überzeugend zum Publikum. […]
Die eingangs erwähnte babylonische Einlage ist dem Regisseur de Mille nur eine Gelegenheit gewesen, den Bilderreichtum zu erhöhen – die Erzählung von dem König von Babylon, der seine ungehorsame Sklavin den Löwen überantwortete, ist nichts weiter als ein akzeptables Intermezzo. Denn schon an und für sich ist eine große Mannigfaltigkeit an Landschaften und Stimmungen aufgeboten, so daß die epische Breite der Fabel einen angenehm wechselvollen Hintergrund hat. Die Vermischung der Spannungsmomente mit lustigen Situationen verrät die gute amerikanische Tradition, die sich auch bei unserem Publikum durchgesetzt hat.
J-s., Film-Kurier, Nr. 145, 30.6.1922
That Cecil B. DeMille has proven himself one of the foremost directors on the screen has long been recognised. It looks as if he has excelled himself with MALE AND FEMALE […]. MALE AND FEMALE is Cecil B. DeMille’s achievement any way you look at. it. True he has incorporated Barrie’s underlying thought that English life is divided by sharp contrasts – that equality does not figure in it except in moments of extremity. And when stressful events are over things are as they were in the beginning.
Master and mistress become the servants and the butler and maid preside when all are cast upon a Crusoe island in the South Seas. Remarkably thrilling is this wreck and the suspensive moments contained in the scene are intermingled with flashes of humor […].
It is a remarkable picture, this MALE AND FEMALE. The story is well told, the acting is of a superior order despite the fact that most of the players do not suggest Britishers, and it is produced with a lavish disregard of expense. It is rich in details and atmosphere and realistic strokes and there is a story interest that keeps one fascinated.
Laurence Reid, Motion Picture News, December 6, 1919