In diesem experimentellen Kurzfilm werden Menschenhände zu den Hauptdarstellern in einer vom Tanz inspirierten Geschichte über „das Leben und die Liebe eines zärtlichen Geschlechts“, so der Untertitel des Films. Tatsächlich entfaltet sich die Narration rein über Hand- und Armbewegungen. Die Bilder besitzen dabei eine unglaubliche visuelle Ausdruckskraft. Entstanden ist HÄNDE 1927/28 in Zusammenarbeit der amerikanischen Fotografin Stella F. Simon und des ungarischen Journalisten Miklós Bándy. Dieser einzigartige Film ist nun vom DFF unter Verwendung von Material aus dem BFI National Archive und dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst digital restauriert worden. Die restaurierte Fassung erlebt in Bonn ihre Weltpremiere.
Einführung: Louise Burkart, DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Am Sonnabend hatte die November-Gruppe zu einer amerikanisch aufgemachten Nachtvorstellung in den Gloria-Palast eingeladen.
Die Fama-Film-Gesellschaft zeigte den Film HÄNDE. Hände als Ausdrucksform, losgelöst vom Körper, selbständig, befehlend, suchend, werbend, bittend. Manches gut, aber zu oft wiederholt.
Vorher lief der Fama-Film EMAK BAKIA [Regie: Man Ray], unverständlich wie der Name, ein Sammelsurium von Bildern, mißverstandener absoluter Film.
Eine Besonderheit: Man projizierte die Filme durch einen Gazeschleier auf eine faltenwerfende Leinwand. So sah man die Bilder doppelt – aber nicht besser.
Rundherum und zwischendurch tanzte Tamiris, Vertreterin der Tanzkunst aus U.S.A.
Außerdem gab es eine durch Lautsprecher übermittelte witzlose Funkreportage. Ein Teil des Publikums pfiff und lachte, die November-Gruppler klatschten – die meisten aber trauerten um ihre verlorene Nachtruhe.
Film-Kurier, Nr. 43, 18.2.1929
What happens when you mix various threads of absolute or pure cinema, a metonymic vernacular from American Straight Photography, aesthetic and ideological strands from 1920s German photography movements, and a feminist American woman in Berlin between the fall of 1926 and the spring of 1929? The answer to this question may be Stella Simon’s 1928 film HANDS: THE LIFE AND LOVES OF THE GENTLER SEX (Germany), which she made at Berlin’s Technische Hochschule in collaboration with Miklós Bándy. Simon’s use of an array of stylistic discourses of early 20th century American and European modernism make this film a rich vessel of transatlantic cross-fertilization that resists a strict categorization into any singular hermeneutic or national model of avant-garde ideology. […] The use of human hands as characters in a dance inspired narrative are used to explore female experience and representation. By drawing upon experimental traditions found in international art, film, and photography movements of the 1920s, Simon transforms a simple melodramatic love story into an avant-garde feminist short film.
Jennifer Wild, in: Framework, March 2005
Im Anschluss an diese Film präsentieren wir BLIND HUSBANDS