Der Journalist Ferry Hudson arbeitet für den amerikanischen Zeitungskönig Harrington und ist in dessen Tochter Ellen verliebt. Als Kind wuchs Ferry bei der Familie Harrington wie ein eigener Sohn auf. Nur verweigert sich Harrington senior seiner Zustimmung für die Heirat seiner Tochter mit Ferry, weil dessen echter Vater wegen Mordes verurteilt wurde. In Harringtons Augen ist Ferry daher „erblich belastet“. Doch eine überraschende Enthüllung gibt Ferry Gelegenheit, seinen Namen reinzuwaschen und Ellen zu gewinnen.
Dieses Frühwerk des in Düsseldorf geborenen „Dynamit-Regisseurs“ und späteren Actionfilm-Helden Heinrich „Harry“ Piel bietet ein spannendes Wildwest-Kriminaldrama „made in Germany“. Die digitale Restaurierung des Filmmuseums Düsseldorf, die in Bonn bei den Stummfilmtagen ihre Weltpremiere erlebt, basiert auf der einzig erhaltenen, niederländischen Verleihfassung, in die neue deutsche Texttafeln nach dem Wortlaut der überlieferten Zensurkarte eingesetzt wurden.
Einführung: Andreas Thein, Filmmuseum Düsseldorf
Ludwig Trautmann hat […] einen unschuldig des Mordes Verdächtigten zu mimen, der zur Flucht gezwungen ist. Sein Name Ferry Hudson sowie etliche Cowboys und Wildwest-Atmosphäre sollen den Schauplatz Amerika suggerieren. Dieser Illusion steht allerdings im Wege, daß nur allzu deutlich die märkische Heide, die Havelseen und in Berlin der Potsdamer Platz (vom Café Josty aufgenommen) auszumachen sind. […] Das Publikum nimmt es noch nicht so genau, legt es doch vor allem Wert auf die „gut gemachten“ Bilder und die pure „Sensation“: Flucht mit einem Doppeldeckerbus, Sprung von der Brücke ins Wasser, Kletterei an einem Windmühlenflügel und schließlich die große Abrechnung auf der Wendeltreppe eines Gasometers, der einen adäquat unheimlichen Schauplatz abgibt.
Neben solchen Szenen, wie man sie von Harry Piel mittlerweile erwartet, bringt der Regisseur aber auch wieder ruhige Momente hinein: sehr „fein“ inszenierte Großaufnahmen (das Gesicht der traurigen Geliebten; der Kopf ihres Vaters, der sich hell vorm dunklen Hintergrund abhebt), geschickte Ausleuchtung (die Statuen im Salon), Experimente mit Tiefenschärfe. Und mehr denn je spielt Piel mit dem Film als Medium selbst. Den Schurken läßt er einmal genau in die Kamera, also ins Publikum schießen; das Liebespaar im Boot wird von einer ovalen Maske gerahmt; und in der Szene, in der die getrennten Liebenden sehnsüchtig aneinander denken, geht Piel kühn zu einer dreigeteilten Leinwand über.
Matias Bleckman, Harry Piel. Ein Kino-Mythos und seine Zeit, Düsseldorf 1992