Der große französische Stummfilmkomiker Max Linder war ein Pionier seines Fachs und beeinflusste unter anderem Charlie Chaplin. In diesem Film aus der Blütezeit seiner Karriere spielt Max den charmanten französischen Liebhaber, der in der Koordination seiner Dates etwas ins Chaos gerät.
Asta Nielsen und Max Linder verkörpern entgegengesetzte Arten der kinoschauspielerischen Technik. Die Nielsen spielt, ganz paradox gesagt, für die Ewigkeit. Sie spielt für das Kinopublikum, vor dem Kinopublikum. Keine Gebärde, die nicht sorgfältig auf ihre Wirkung hin geprüftund erprobt wäre, kein Mienenspiel, das nicht mit dem Kinopublikum kokettiert.
Max Linder spielt aus dem Blute. Er hat jede Nuance vorher lange überlegt, nach Art der sogenannten „denkenden“ Schauspieler. Nichts bringt er mit als seine Persönlichkeit. In jedem Moment spielt er sich selbst und entzündet sich stets von neuem an der Flamme seines Spiels. Die Rolle ist ihm dabei Nebensache, sie dient ihm nur zum Vorwand. Eine Gelegenheit ist sie ihm, seine Körperkunst zur vollen Geltung zu bringen. In Max Linders Adern fließt Komödiantenblut. Er hat die glutvolle Beseeltheit des Dämonischen, jenes Besessensein von der Spielwut der zu Unrecht so geschmähten Schmierenkomödianten. Doch nicht nur diese leidenschaftliche Lust am Theaterspielen bringt er mit. Er schafft auch jedem Gedanken die konforme Gebärde, indem er instinktiv, gefühlsmäßig seine Rolle faßte. Jeden Gedanken kleidet er mit dem Reichtum seiner Körperkunst. Die Erregung in seinem Spiel, die feinsehnige Bewegungskunst des ganzen Körpers mit allen Schattierungen, die über das bewegliche Gesicht huschen, das macht Linder zu dem Kinomimen, der uns immer wieder Bewunderung abverlangt.
E.T., National-Zeitung,22.3.1914
There is no more famous, no more popular, and no more widely-known comedian on earth than the celebrated Max Linder, of the Pathe Cinematograph Company. Other professors of the life-giving art ofmerry-making may play continuously to crowded houses, but there are limitations to their possibilities in the way of becoming known and appreciated. They can only perform in one place at one time. For every thousand people who would go in 24 hours to enjoy the fun of an ordinary comedian, fully 50 millions couldbe laughing themselves into incapacity over the delicious whimsicalities ofthis prince of mirth. No theatrical artist has such a universal following, andno comedian is paid such a huge salary. Mr. Linder is one of the mosthighly-paid cinema artists in the world.
But his reputation is not based merely on the extent of his vogue, but on the solid merit of his performances. His comedy is clean, crisp, and funny. To see him is to laugh. He is a very genius of fun, compelling unstinted merriment at every grimace, every motion, every single phase of every-varying expression. He can talk volumes with his eyebrows and express whole comedies with light gestures of the hand or head. He may not talk– not yet – but that is no disability to an artist like him. He is simply a master of mirth-makers whose art is a natural gift, and an unique gift at that.
The Sunday Times, Perth, 14.9.1913
Wir zeigen diesen Film Rahmen unseres Dandy- und Detektiv-Doppelprogramm. Der zweite Film ist DIE ENTFÜHRUNG DES BANKIERS FUX.